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Alltag = Training = Alltag

Autorenbild: NadineNadine

„An manchen Tagen trainiere ich einfach gar nichts, da darf er beim Gassi mal richtig Hund sein und machen was er will.“


Diesen Satz sagte vor einiger Zeit eine Bekannte, und ich war kurz überrascht. Gar nichts trainieren, gibt’s das bei mir auch? Ich hab’s probiert und bin mit meinen Hunden losgezogen.


Die erste Teilstrecke führt uns durchs Dorf. Die Hunde schnüffeln hier und da, ich bleibe stehen. Sie ziehen zum Gebüsch, ich gehe mit. Bis hierhin alles tutti.


Wir sind raus aus dem Dorf, also Leinen los und ab dafür. Die Hunde rennen, toben, wälzen sich, ich schlendere hinterher. In einiger Entfernung kommt uns ein Mann entgegen. Also, was tun? Hunde laufen lassen und hoffen, dass sie einfach vorbei gehen? Können sie das? Oder werden sie zu ihm rennen und ihn womöglich anspringen? Sorry, aber das wäre echt unhöflich, also rufe ich beide Hunde heran, lasse sie absitzen und halte ein kleines Schwätzchen mit dem Mann. War das schon Training?


Weiter geht’s. Wir sind alle drei total gechillt, die Hunde rennen ein Stück vor, bleiben stehen und drehen sich zu mir um. Und was mache ich? Ich freue mich, lächle und lobe die beiden fürs autonome Umorientieren. Bin ich doof oder was? Ich wollte doch nicht trainieren!


Auf halber Strecke kommen wir in die Nähe eines Hauses, in dessen Garten die dort wohnhaften Bernhardiner bellen. Cash orientiert sich stark in deren Richtung, seine Körperspannung steigt merklich an. „Relax“ höre ich da. Moment mal, war ich das etwa? Scheinbar ja, denn Cash atmet durch und kommt zu mir. Mist, er sollte doch machen dürfen was er will!


Naja, kann ja mal passieren. Weiter geht’s, denn das Wetter ist zu schön um schon nach Hause zu gehen.


In etwa 300 Metern Entfernung kommt uns ein Labrador entgegen. Verdammt, ausgerechnet an meinem trainingsfreien Tag. Kurz Cashis Körpersprache abgecheckt: er schaut zum Hund, macht sich groß, wird steif. Also „Werkzeugkiste“ ausgepackt, Klick für Blick, 10-Leckerchen-Spiel, eine kleine Futtersuche. Ja, jetzt trainieren wir definitiv. Cash macht sich gut, kann sich entspannen und den Labrador auf höfliche Art begrüßen. Ist ein netter Hund, wir gehen ein Stück des Wegs zusammen.


Und jetzt ist es endlich so weit, jetzt dürfen meine Hunde endlich tun was sie wollen: sie traben, schnüffeln, Cash rennt mit dem Labrador, und wir Menschen gehen gemütlich unseres Weges und quatschten.


Juhu, jetzt endlich hab ich’s geschafft, ich trainiere nichts! Absolut und überhaupt gar nichts! Oder etwa doch? Ist der Rückruf, wenn sich die tobenden Hunde zu weit entfernen, etwa Training? Oder das „Tabu“, als sich Cash zusammen mit dem Labrador auf faulige Äpfel stürzen wollte? Das Feedback für erwünschtes Verhalten? Kann doch nicht sein, heute trainieren wir doch nichts. 😉

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